Die schlechte Nachricht zuerst: Der größte Teil der Intelligenz ist genetisch festgelegt. Durch Erziehung, Umwelt und Umgebung können jedoch plus/minus 10 IQ-Punkte herausgeholt werden. Ein durchschnittlicher Schüler mit einem IQ von 100 kann es also im schlechten Falle im Laufe seiner Entwicklung nur auf einen IQ von 90 bringen oder aber sich durch gute Bedingungen auf einen IQ von 110 steigern.

Dieser Unterschied kann enormen Einfluss auf den späteren Lebensweg haben. Was aber passiert beim Lernen? Das Gehirn besteht aus einer 100 Milliarden Nervenzellen, jede Nervenzelle kann mit bis zu 10000 anderen Nervenzellen über sogenannte Synapsen verbunden sein. Bereits bei der Geburt ist die Zahl der Nervenzellen festgelegt, allein die Verbindungen zwischen den Nervenzellen werden noch verändert. Lernen bedeutet dann auf neurobiologischer Sicht nichts anderes als Nervenzellverbindungen, die sich bewähren, neu zu bilden oder zu festigen. Beim Vergessen ist es dann eben ein Kappen von Verbindungen zwischen Nervenzellen.

„Lernen fürs Abi“ Vortrag vor Schülerinnen und Schülern der Qualifikationsphase
Mit viel Elan und anschaulichen Beispielen führt Herr Professor Schulze in die Thematik ein. Da Neurobiologie auf dem Lehrplan Biologie der Q3 steht, gelingt auch für die Zuhörerschaft der Einstieg schnell. Schon bald ergeben sich viele Wortmeldungen, die Herr Schulze auch sehr geduldig und unterhaltsam angeht und kommentiert.

„Lernen fürs Abi“ Vortrag vor Schülerinnen und Schülern der Qualifikationsphase
So wäre es z. B. gut, man würde nicht zu viele Fächer an einem Tag haben. Da das Gehirn nicht gleichzeitig ähnliche Information aufnehmen und verarbeiten kann, wäre es super, wenn nach der Schule das Gehirn durch ein Nickerchen oder Sport die Möglichkeit zum Lernen (=Informationsverarbeitung) hat. Fernsehen oder Computerspiele sind dagegen kontraproduktiv – durch die Reizüberflutung werden Verarbeitungsprozesse im Gehirn unterbunden. Computerspiele sind zudem schädlich, da sie ein körpereigenes Belohnungssystem aktivieren ohne aber zu Erfolgserlebnissen im reellen Leben zu führen. Einen Highscore zu knacken, mag glücklich machen, für den Lebensalltag bringt es aber nichts. Auch die Frage nach dem „wie“ des Lernens wird ausführlich diskutiert: Jeder hat einen eigenen Lernrhythmus und kann je nach Veranlagung mehr oder weniger lernen, dennoch gibt es einige Dinge, die allgemeingültig sind.

Die Kapazität an Fakten ist für ein Gehirn relativ schnell erreicht, Belohnung durch z. B. gute Noten oder das Vermeiden schlechter Noten lösen im Gehirn dieselben Prozesse aus. Am besten lernt man mit hoher Motivation und der Einsicht, dass der Lerngegenstand eine Bedeutung für einen hat. Mindestens 24 Stunden braucht es, damit ein Inhalt in das Langzeitgedächtnis übergeht.

Zum Schluss: Alkohol ist nie als Unterstützer geeignet. Da beim Lernen Zellen wichtig sind, Alkohol aber ein Zellgift ist, sollte die Antwort klar sein. Manch Schüler wollte noch über die Quantität verhandeln („nur ein Bierchen“) – nein, hier gibt es keinen Diskussionsraum. Viel zu schnell waren die 90 Minuten vergangen. Der tosende und auch johlende Applaus am Ende und die vielen Schülerbeiträge zeugten von einer tollen Sache.
Eindrücke von Ralf Friedrich, Abiturient, über den Vortrag von Prof. Schulze. Mehr>
Mit den Lehrern geht es weiter. Mehr>
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