Politiksimulation: "Wir sind Abgeordnete"

Am 12.11. hatten 120 Dreieichschüler eine ganz besondere Unterrichtsveranstaltung. Sie waren vom Präsidenten des Hessischen Landtags zu der Politiksimulation „Wir sind Abgeordnete“ eingeladen. Für eine solch große Schülergruppe eine Unterrichtsveranstaltung inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten ist eine logistische Herausforderung; Verlauf und „Spielergebnis“ zeigen deutlich auf, dass sich der enorme Aufwand hierfür gelohnt hat.

Ablauf der Simulation (zum Vergrößern anklicken!)
Dieses Planspiel, das von der Landtagsverwaltung zusammen mit der Hessischen Landeszentale für politische Bildung organisiert wurde, fand im Plenarsaal des Landtags, dem Zentrum der hessischen Demokratie, statt. Dies war natürlich eine einzigartige Möglichkeit für uns, den Gesetzgebungsprozess in seiner Komplexität kennen zu lernen und aktiv innerhalb der Simulation in dem Verfahren tätig zu werden.

Parlamentarische Arbeit im Plenum
Das Wiesbadener Stadtschloss ist seit 1945 Sitz des hessischen Landtages. Dabei wird der Transformationsprozess politischer Systeme besonders deutlich: Das ehemalige Statussymbol der Monarchie wird nun zur Gestaltung eines demokratischen Gesellschaftssystems genutzt.

Das Stadtschloss in Wiesbaden - der Sitz des Hessischen Landtags
Genau diesen Gestaltungsprozess brachte uns das Planspiel näher. Jeder einzelne Platz wurde von uns im Parlament besetzt, die Atmosphäre war dadurch immer gespannt und aufgeladen, Langeweile kam nicht auf. Deshalb war es auch möglich, Ausschussarbeit zu gestalten, was den Realitätsgrad des Planspiels erhöhte. Bedauerlich war nur, dass wir einem sehr engen Zeitkorsett ausgesetzt waren und deshalb nicht alle parlamentarischen Praktiken erproben konnten, die den realen Abgeordneten zur Verfügung stehen. So sah die Spielleitung beispielsweise nicht vor, dass es zum Bruch der Schwarz-Grünen Koalition kommen könnte, ebenso wenig wie der von der „Sozialistischen Partei“ in ihre Überlegungen aufgenommene Misstrauensantrag gegen die Landesregierung.

Tagesordnung (zum Vergrößern anklicken!)
Ein weiterer Schwachpunkt des Planspiels war, dass den Abgeordneten nur sehr wenig Redezeit zugestanden wurde, so konnte man keine wirklich charismatische Rede halten ohne von der Präsidentin des Landtages unterbrochen zu werden. Das Planspiel wäre sicherlich noch viel erfolgreicher, wenn man es über zwei oder drei Tage hinweg veranstalten würde.

Ausschussarbeit
Auch die realen Schwierigkeiten der parlamentarischen Arbeit wurden am Rande des Planspiels mehr als deutlich. So berichtete die Abgeordnete Frau Alex von der SPD-Fraktion als Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses, dass durchaus ein halbes Jahr nur für die Aktensichtung genutzt werde, weil die Materie sehr komplex sei und viele zum Teil bürokratische Hindernisse effektives Arbeiten erschwerten. Wenn man bedenkt, dass sich eine Legislaturperiode über fünf Jahre erstreckt, wird deutlich aufgezeigt, wie schwierig die parlamentarische Kontrolle unseres politischen Systems sein kann.

Reale Abgeordnete stehen Rede und Antwort
Dies alles transparent zu machen ist Aufgabe der demokratischen Öffentlichkeit, nur so kann der Politik(er)verdrossenheit begegnet werden. Insgesamt war es ein gutes Planspiel, es hat uns die Stärken und die Schwächen unseres Systems aufgezeigt. Allerdings ist es sehr wichtig, dass noch mehr Schüler den Weg zum Homo Politikus gehen, alles kritisch hinterfragen und letztendlich politisch aktiv werden.
Fotos: Florian Ulrich. www.fus.photodatabase.de
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